Ideenschmiede, Planungswerkstatt und offener Ort für die Nachbarschaft
Normalerweise, also wenn nicht gerade Corona ist, hat das Quartiersbüro feste Öffnungszeiten. Ngoc Dinh-Le und Belgin Kauth vom vierköpfigen Team des Quartiersmanagements erleben es öfter, dass Leute hereinschneien, die eine Wohnung suchen oder eine Mieterberatung brauchen. Bei beiden Anliegen kann man zwar nicht direkt weiterhelfen. „Aber wir verweisen dann an entsprechende Beratungsstellen“, erklären die beiden Quartiersmanagerinnen. Wenn ihr dagegen dringend eine Kabeltrommel oder eine Bohrmaschine braucht, seid ihr hier an der richtigen Adresse. Im Rahmen einer über den Aktionsfonds geförderten Baumscheibenbegrünung wurden nämlich unlängst Werkzeuge angeschafft, die man kostenlos ausleihen kann.
Aus Beschwerden erwachsen manchmal schöne Projekte
Vor allem aber ist das Quartiersbüro ein Ort, wo Ideen für den Kiez geboren und geplant werden. „Wir haben immer ein offenes Ohr für die Nachbarschaft“, betont Ngoc Dinh-Le. „Uns geht es vor allem darum, die Menschen zu beteiligen und den Kiez entsprechend ihrer Interessen und Bedürfnisse zu verbessern“, sagen Ngoc Dinh-Le und Belgin Kauth. Manchmal kommen Menschen herein, die sich über Missstände im Kiez ärgern. So war es auch bei einer Anwohnerin, die nachfragen wollte, was man gegen die ungepflegten, zugemüllten Baumscheiben tun könnte. „Stell‘ doch einen Förderantrag beim Aktionsfonds‘“, wurde ihr empfohlen – und kurze Zeit später konnte sie dank eines Zuschusses zusammen mit ein paar Nachbar*innen kleine Gärtchen rund um die Bäume anlegen.
Gemeinsam für den Kiez
Die Aktionsfonds-Jury, die über solche Projektanträge entscheidet, trifft sich - wenn nicht gerade Corona ist- regelmäßig im Quartiersbüro. Ebenso der Quartiersrat, das wichtigste Gremium im Gebiet. Im großen Besprechungsraum finden Vorbereitungstreffen und Ideenworkshops statt, beispielsweise für das Donaukiezfest oder die Stadtteilzeitung, und gelegentlich wird auch Zuckerfest gefeiert. In diesem Raum wurde auch der Kiezgarten geplant, auf den sich viele so gefreut hatten. Das Donaueck, das seit einigen Monaten vor dem Quartiersbüro steht, war eigentlich ein Ersatz für den Garten, der wegen der Pandemie erst einmal nicht realisiert werden kann. Doch die Infosäule, an der Matteo Ciprandi und eine Kollegin vom Projekt „Grüner Donaukiez“ im Quartiersbüro gewerkelt haben, wurde so gut angenommen, dass man nun über ein stabileres Modell nachdenkt. Am Donaueck kann man Infos austauschen, sich mit seinen Nachbar*innen zum Spaziergehen verabreden oder nicht mehr benötigte Sachen zum Verschenken hinlegen. „Es ist ein niedrigschwelliges Kommunikationsmittel, das rege genutzt wird “, freut sich Ngoc Dinh-Le. Auch die Masken, die die Stadtteilmütter während des ersten Lockdowns im Quartiersbüro genäht haben, wurden dort zum kostenlosen Mitnehmen ausgelegt.
Im Corona-Jahr wurde ein neuer Treff für die Nachbarschaft aufgebaut
„Corona fordert unsere Kreativität heraus“, meinen die beiden Quartiersmanagerinnen. Zwar sei es sehr schade, dass beliebte Veranstaltungen wie das Donaukiezfest nicht stattfinden konnten. Auch der Lebendige Adventskalender muss wahrscheinlich ausfallen. Im letzten Dezember hatten sich viele im Quartiersbüro zum besinnlichen Beisammensein bei Punsch getroffen. Vielleicht lässt sich in diesem Jahr eine andere kreative Ersatzlösung dafür finden. Aber trotz der schwierigen Lage ist es auch gelungen, die Projekte weiterzuführen. „Wir haben uns einfach im digitalen Raum zur Quartiersratssitzung oder anderen Besprechungen getroffen“, erklärt Belgin Kauth. Als „Meilenstein“ bezeichnet Ngoc Dinh-Le den neuen Nachbarschaftstreff in den Räumen des Vereins Sivasli Canlar in der Donaustraße 102: „Ein solcher Ort hat im Quartier bislang gefehlt.“