Wohnzimmerkneipe mit kulinarischen Extras

Japanische Küche, Mezze aus Zypern oder bayrische Biergartenvesper – das Broschek in der Weichselstraße 6 lässt sich für seine Gäste immer wieder etwas Neues einfallen

Foto: Birgit Leiß

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Foto: Lars Maurmaier

Die Weichselstraße hat sich in den letzten Jahren zur Gastromeile gemausert. Den Anfang machte 2008 das Broschek. Die Räume in der Nummer 6 hatten vorher acht Jahre lang leer gestanden, erzählt Inhaber Lars Maurmaier, der in Freiburg Kunst studiert hat. Nach Abschluss seines Studiums musste ein Broterwerb her. Also warum nicht eine Kneipe eröffnen und sein eigener Chef sein? Weil es damals rundherum außer Eckkneipen nichts gab, deckte das Broschek in der Anfangszeit alles ab: Frühstück, Live-Musik, Haarschneideperformances, vegane Küche. „Ich hab immer geguckt, was es in der Umgebung nicht gab“, erklärt der gebürtige Baden-Württemberger. Inzwischen hat er nicht mal mehr eine Kaffeemaschine. Schließlich gibt es mittlerweile genug Cafés im Kiez.

Neuköllner Damenchor und Kreuzworträtsel-Fans

Das Broschek ist eine jener unaufgeregten Bars, wie sie selten geworden sind. Hier nimmt der Neuköllner Damenchor mit Mitgliedern zwischen 20 und 70 noch einen Absacker, hier treffen sich regelmäßig Leute aus der Schauspielschule und hier sitzt auch mal ein Nachbar bei einem oder zwei Bierchen und macht sein Kreuzworträtsel. Keine coole Hipster-Location, sondern ein gemütlicher Ort mit einer großen Stammgästeschaft. Es gibt eine Riesenauswahl an Rum, hausgemachte Limonade und Berliner Bergpils aus einer Neuköllner Brauerei. „Meine Tür ist für alle offen“, betont Lars Maurmaier, der nicht selten bis 5 Uhr morgens am Zapfhahn steht. Inzwischen wohnt er direkt über der Kneipe, sozusagen als natürlicher Schallschutzpuffer, wie er augenzwinkernd sagt. Broschek ist übrigens der Mädchenname seiner Mutter. „Das ist eingängig und nicht so angestrengt originell“, findet der 53-Jährige.

Das Käsefondue ist geblieben

Der Leerstand in der Weichselstraße ist längst Geschichte, inzwischen sind die Gewerbemieten auf bis zu 30 Euro pro Quadratmeter geklettert. Trotz all der Veränderungen sei die Nachbarschaft gut, vor allem mit den Gastronomen der ersten Jahre wie dem Peppi Guggenheim oder der Nudelbude. Einige haben durch Maurmaiers Empfehlung ihre Räumlichkeiten gefunden. Da hilft man sich schon mal mit Eiswürfeln aus oder bringt dem anderen etwas vom Großhandel mit. Bis vor kurzem wurde im Broschek jedes Wochenende authentisch japanisch gekocht. Lars Maurmaier hofft, dass die Köchin, Machiko Akazawa, bald wieder Zeit dafür hat. Was sich über all die Jahre nicht verändert hat ist das Käsefondue, das ab Oktober wieder zweimal die Woche (nur mit Reservierung!) serviert wird, wie es sich gehört mit gutem Schweizer Käse und Gürkchen, Trauben und anderem Beilagen.