Pasta wie in den Abruzzen
Gemütlich und schlicht sieht es in dem kleinen Restaurant mit den Holztischen und den rot gestrichenen Wände aus. Hinter dem Tresen hängt die übersichtliche Speisekarte. Es gibt Nudeln, täglich frisch hergestellt in der kleinen Pastamanufaktur im hinteren Raum. Man kann wählen zwischen Spaghetti, Fettucine und Pappardelle sowie verschiedenen Soßen, zum Beispiel mit Ziegenfrischkäse, mit Spinat oder ganz klassisch eine Rindfleisch-Bolognese. Dazu ein paar Salate, italienische Dessert-Klassiker wie Panna Cotta und wechselnde Specials wie Käsepätzle oder Ravioli - fertig ist ein unkompliziertes Restaurant, in dem man sich abends gerne mit Freunden trifft.
Gäste aus der Nachbarschaft und aus der ganzen Welt
„Ich wollte es minimalistisch, unser Fokus liegt auf Frische und Qualität“, erklärt Inhaberin Beatrix Neininger-Kühne. Ihr Vater stammt aus den Abruzzen und hat dort an die Gastronomie sowie auf Märkten frische Nudeln verkauft. Auch die Tochter kocht leidenschaftlich gern. Beruflich schlug sie jedoch zunächst einen ganz anderen Weg ein. Erst 2011, in einer Phase der beruflichen Neuorientierung, entschied sie: „Ich will etwas machen, was mir Spaß macht.“ Die Mutter von vier Kindern wohnte damals in der Weichselstraße und hörte sich um. In der Kneipe Peppi Guggenheim erfuhr sie, dass das Gardinengeschäft in der Nummer 64 schließen will. Sie hatte Glück und konnte die Räume zu einem fairen Preis anmieten. Das Restaurant hat sich schnell etabliert – ohne viel Werbung, fast nur über Mundpropaganda. Sie hat viel Gäste aus der Nachbarschaft, aber auch Stammgäste, die extra aus Spandau anreisen. Im Laufe der Jahre wurden es auch immer mehr Touristen.
Perfekter Teig ganz ohne Eier
Die Nudelbude ist ein Familienbetrieb. Anfangs arbeiteten alle vier erwachsenen Kinder mit, jetzt sind es noch drei. „Ich will damit nicht reich werden, aber ich will, dass sich meine Mitarbeiter wohl fühlen“, betont die Chefin. Es ist ein eingeschworenes Team, das sich um die Gäste kümmert. Die Pasta wird aus Hartweizengrieß hergestellt, ganz ohne Eier. Das sei kein Zugeständnis an den veganen Zeitgeist, erklärt Beatrix Neininger-Kühne. Selbst Italiener hätten ihr gesagt 'da gehören doch Eier rein', doch für sie ist der Teig perfekt so. Er wird in der traditionellen Art „al bronzo“ durch eine Matrize gepresst. So erhalten die Nudeln eine raue Oberfläche – ideal zum Aufnehmen der Soßen. Soßenbinder sind übrigens ebenso aus der Küche verbannt wie künstliche Aromen oder Geschmacksverstärker.
Die Pasta to go kommt im Mehrweggeschirr
Es lief also alles bestens - bis im November 2020 der zweite Lockdown zur Schließung zwang. Im Moment hält sich die Nudelbude dank Ersparnissen und Pasta to go über Wasser. „Finanziell lohnt sich der Außer-Haus-Verkauf kaum, aber so haben wir wenigstens etwas zu tun“, meint Beatrix Neininger-Kühne: „Wir halten durch, das bin ich auch meinen Mitarbeitern schuldig“. Schweren Herzens hat sie sich kürzlich einem der boomenden Lieferdienste angeschlossen, die bei jeder verkauften Mahlzeit kräftig mitverdienen. Um die Müllberge nicht noch zu vergrößern, gibt es die Nudelgerichte in einer Mehrwegverpackung.
Die Weichselstraße im Wandel
Der Kiez und insbesondere die Weichselstraße hätten sich stark verändert, sagt die Inhaberin der Nudelbude. „Die Gentrifizierung sei spürbar. Alte Stammgäste sind weggezogen, die Fluktuation ist hoch.“ Dass es unter den Gewerbetreibenden dennoch einen Zusammenhalt gibt, zeigte das bunte Kiezfest 2019 in der Weichselstraße. Auch die Nudelbude beteiligte sich. „Das war toll“, findet die Chefin. Das Team hofft, dass sie schon bald wieder Gäste begrüßen - und im September 2021 den zehnten Geburtstag der Nudelbude feiern können.