Grundwasser per Muskelkraft

In den Straßen des Donaukiezes gibt es vier öffentliche Wasserpumpen. Doch die Hälfte davon ist kaputt. Nur zwei fördern Wasser aus der Tiefe – sehr nützlich zum Gießen der Straßenbäume.

Foto: Jens Sethmann

Die Berliner Straßenbäume leiden unter der Trockenheit. Der Frühling brachte zwar verhältnismäßig viel Regen, doch nach der ersten Hitzewelle sind die Böden wieder ausgetrocknet. Wenn man die Bäume ab und zu gießt, kommen sie gesund durch den Sommer. Wer keinen Schlauch hat oder keine schweren Eimer auf die Straße tragen will, könnte dazu die Wasserpumpen am Straßenrand nutzen.

Doch im Donaukiez ist das schwierig, denn es gibt nur zwei funktionierende Pumpen. An der Hobrechtstraße 84 und Weichselstraße 1 kommt kein Wasser mehr. Nur die Pumpen an der Reuterstraße 24 und an der Ecke Donaustraße/Schönstedtstraße fördern noch Grundwasser zutage.

Versorgung im Notfall

Die Pumpen sind natürlich nicht nur zum Bäumegießen aufgestellt worden. Sie dienen vor allem zur Wasserversorgung der Bevölkerung in Notfällen. Als gegen Ende des Zweiten Weltkriegs das Leitungswassernetz und die Pumpwerke zerstört wurden, hat sich gezeigt, wie wichtig das ist. Das Wassersicherstellungsgesetz von 1965 schreibt vor, dass deutschlandweit die gesamte Bevölkerung die Möglichkeit haben muss, sich netzunabhängig täglich mit 15 Liter Trinkwasser pro Person versorgen zu können. Dazu gibt es in Berlin rund 2070 Straßenpumpen. Davon unterstehen 900 „Bundesbrunnen“ dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und 1170 „Landesbrunnen“ dem Land Berlin.

Im Ernstfall sollen die Pumpen im Donaukiez je 1450 bis 1750 Einwohnerinnen und Einwohner versorgen. Aktuell müssten sich jedoch 6450 Personen an nur zwei funktionierenden Pumpen Wasser holen. Sie müssten das Wasser auch noch abkochen oder mit Chlortabletten desinfizieren, denn es hat keine Trinkwasserqualität.

Wasser aus 20 Metern Tiefe

Aber immerhin die Hälfte der Berliner Pumpen liefert Wasser, das so sauber ist wie aus der Leitung. Die Gesundheitsämter der Bezirke lassen das regelmäßig überprüfen. Eine Pumpstelle liefert nicht ewig Wasser. Im Durchschnitt versiegt das Grundwasser nach 40 bis 50 Jahren. Im Donaukiez sind die vier Brunnen zwischen 1971 und 1980 gebohrt worden. Eine neu gebohrte Pumpe kostet 30 000 Euro. Die jetzigen Brunnen sind zwischen 15 bis 27 Meter tief. An der Schönstedtstraße braucht man zum Beispiel 16 Pumpenhübe, um das Wasser aus 19 Metern Tiefe zu holen.

Ein regelmäßiges Betätigen hält die Pumpenmechanik funktionsfähig und ist daher erwünscht. Besonders wenn man sie nutzt, um bei Trockenheit die Straßenbäume zu gießen, tut man ein zweifach gutes Werk.

Bäume gießen im Team

Wer keine funktionierende Pumpe vor der Tür hat, sollte den Bäumen zuliebe zu Wassereimer oder Gartenschlauch greifen. Weil das gemeinsam mehr Spaß macht und die Motivation hoch hält, hat sich im Rahmen des Wasserkiez-Projekts eine Gieß-AG gebildet. Wer mehr wissen oder mitmachen will, kann sich per E-Mail an den Träger a tip: tap wenden: donaukiez@atiptap.org.

Außerdem kann man sich auf der Plattform https://www.giessdenkiez.de/ über jeden einzelnen Stadtbaum und seinen Wasserbedarf informieren. Man kann dort Bäume „adoptieren“ und eintragen, wann man sie gegossen hat. So sehen andere, um welche Bäume sich schon gekümmert wird und welche Bäume noch Wasser brauchen.

Webredaktion