Die Komische Oper zu Gast im Neuköllner Hinterhof

Der Hof der Donaustraße 17-21 wurde am Sonntag, dem 6. Juni zur zauberhaften Kulisse für einen Tangoabend

Fotos: Birgit Leiß

Im großen Innenhof des Wohnblocks herrschte an diesem herrlichen Sommerabend Festivalatmosphäre. Familien saßen mit Tee und Knabberzeug an Tischen, während die Kinder umhertobten. Junge Leute hatten sich auf der Wiese niedergelassen, andere schauten vom Balkon aus zu. Pünktlich um 18 Uhr ging es los. Judith Preuß und Konstantin Rüger von der Tanzschule Mala Junta tanzen einen Tango Argentina, wie ihn die meisten Zuschauenden wohl noch nie erlebt hatten. Begleitet wurden sie von einem Ensemble der Komischen Oper Berlin, das zwischen den Häuserfassaden Kontrabass, Akkordeon, Gitarre und Violine spielte. Später sangen noch eine Sopranistin und ein Tenor der Komischen Oper – natürlich auf spanisch.

Die Oper fährt raus in die Nachbarschaft

Tango ist ein sehr feuriger, leidenschaftlicher Tanz. Judith Preuß, Inhaberin der Tanzschule und ihr Partner zeigten ein wechselndes Spiel von Anziehung und Sehnsucht, Stolz und Zurückweisung. „Ist es toll, wie lange die Kinder zugehört haben“, meinte Mustafa Akça am Ende der rund einstündigen Vorstellung. Und nicht nur das: einige Mädchen drehten sich um die eigene Achse und ahmten die eleganten Posen der Profis nach. Mustafa Akça ist geistiger Vater des interkulturellen Projekts der Komischen Oper „Selam Opera!“ Die Idee: die Komische Oper öffnet sich hin zur Stadt, um Begegnungen zwischen der Nachbarschaft und der Oper zu schaffen. Es geht um Teilhabe an Kultur, nicht um Anhebung auf ein „höheres Niveau“. Mit einem „Operndolmuş fuhren die Musiker*innen bereits im vergangen Jahr in Hinterhöfe, um dort für die Bewohnerschaft kostenlos zu spielen. Tango war dagegen eine Premiere. „Tango kommt von der Straße, warum ihn also nicht auf die Straße zurückbringen?“ erklärt Julia Maier von „Selam Opera!“.

Türkisch-argentinische Verschmelzung

Als das Ensemble zum Schluss das anatolische Lied „Dağlar Dağlar“ („Berge, Berge“) auf türkisch vortrug, sangen viele Anwesende begeistert mit. „Wir erleben oft, dass die Leute zu Tränen gerührt sind, wenn dieses bekannte Lied erklingt“, erzählt Julia Maier. Zu diesem Anlass war es in Tango-Musik gegossen worden – ein kultureller Brückenschlag ganz im Geiste des Projekts „Selam Opera!“ Nach der Vorstellung kam prompt ein Vater auf Mustafa Akça zu, um seine Tochter für den kostenlosen Kinderchor der Komischen Oper anzumelden. „Das erleben wir oft und das freut uns sehr“, so Mustafa Akça.

Organisiert wurde die Veranstaltung von der Projektträgerin WaKuZe in Zusammenarbeit mit dem Quartiersmanagement Donaustrasse-Nord.

Webredaktion