Ein sicherer Raum für junge Queers & Friends

In der Schönstedtstraße 9 hat vor kurzem Neuköllns erstes queeres Jugendzentrum eröffnet

Fotos: Birgit Leiß

Die offizielle Eröffnung war am 16. Juni, aber es soll noch eine richtige Party mit den Jugendlichen geben, erklärt Samira Bekkadour-Hotz von Outreach, dem Träger des Jugendtreffs. Die Idee dazu war im ReachIna, dem Mädchenstadtteilladen von Outreach in der Nansenstraße 35 entstanden. Dort war im letzten Jahr als zusätzliches Angebot der queere Freitag eingerichtet worden. Einmal die Woche, das ist zu wenig, fand man bei Outreach und wandte sich ans Bezirksamt. Dort wollte man das gerne unterstützen.

Die Jugendlichen haben ihren neuen Treff mitgestaltet

In den Räumen befand sich vorher eine Jugendwohneinrichtung. Man kommt zuerst in einen großen Raum, dem offenen Jugendbereich, demnächst mit Kicker. Daran schließt sich ein Sportraum, ein Kreativraum mit Siebdruckwerkstatt und schließlich ein Tonstudio. Eine kleine Küche gibt es ebenfalls. Noch ist nicht alles fertig. „Wir wollten den Jugendlichen nichts vorsetzen und sie hatten auch total Lust, ihre Ideen und ihren Frust kreativ umzusetzen“, erzählt Samira Bekkadour-Hotz. Im Sportraum wurde eine Spinne an die Wand gemalt und auch der offene Bereich wurde mit Wandbildern sowie einer Fotowand mit queeren Persönlichkeiten gestaltet. Die Jugendlichen haben sich auch den Namen ausgedacht: Q*ube (von Cube, auf englisch Würfel). Das sei eher zufällig gewesen, sagt Samira. Klar war, dass er mit Q wie queer beginnen sollte – aber ohne, dass man in der Suchmaschine gleich bei den Querdenkern landet. 

Haare färben, Karaoke singen oder Muckis trainieren

Das Q*ube ist vor allem ein geschützter Raum für queere Jugendliche von 12 bis 27 Jahren. Sie sollen hier empowert, sprich gestärkt werden. Wer der queeren Szene wohlgesonnen ist, darf ebenfalls kommen. Und was machen die Jugendlichen hier? „Zusammen kochen, quatschen, sich die Haare färben oder Rap-Songs aufnehmen“, zählt Samira auf. Einige haben Lust aufs Tanzen, andere lieben Karaoke. Der Sportraum ist mit einem großen Spiegel, Boxsack und bald auch Hanteln ausgestattet. Zudem gibt es noch einen Beratungsraum, der auch übers Treppenhaus erreichbar ist, so dass ein anonymer Zugang gewährleistet ist. Samira und ihre beiden Kolleg:innen begleiten bei Bedarf auch zu Ämtern oder Ärzten und bieten ihre Unterstützung bei allen LGBTIQ*-Themen an. Ein Teil der Besucher:innen stammt aus dem ReachIna, aber es gibt auch Neue. Samira sagt, sie sei manchmal ganz „beseelt“ davon, wie schnell die Jugendlichen miteinander ins Gespräch kommen und sich über ganz ähnliche Interessen und Probleme austauschen.

Der Jugendtreff ist nur ein paar Schritte von der Sonnenallee entfernt. „Hier clasht viel aufeinander, aber bis jetzt sind wir ganz friedlich aufgenommen worden,“, berichtet die Outreach-Mitarbeiterin. Die Finanzierung ist nur bis Ende 2021 gesichert, doch bei Outreach ist man optimistisch dass es weitergeht. „Der Bedarf ist groß, wir haben Berge von Kooperationsanfragen“, so Samira Bekkadour-Hotz. Auch mit Schulen will man zusammenarbeiten, der Campus Rütli hat bereits angefragt.

Q*ube

Schönstedtstraße 9

Dienstag bis Freitag 15-20 Uhr

Kontakt: s.bekkadour@outreach.berlin