Zwei weitere Jahre Nachbarschaftstreff

Der Quartiersrat des Donaukiezes befürwortete in seiner Februar-Sitzung die Fortführung des Nachbarschaftstreffs bei Sivasli Canlar. Außerdem ließ er sich über Obdachlosigkeit in Neukölln informieren.

Eröffnungsfeier des Nachbarschaftstreffs im Januar 2020, Foto: Jens Sethmann

Eine volle Tagesordnung hatte der Quartiersrat für seine Sitzung am 24. Februar. Wie schon gewohnt traf man sich wieder in einer Video- und Telefonkonferenz.

Nachbarschaftstreff geht in die zweite Runde

Zunächst stand eine Entscheidung über die Weiterführung des Nachbarschaftstreffs an. Die Förderung für diesen Treff in den Räumen des Vereins Sivasli Canlar in der Donaustraße 102 lief Ende 2021 aus. Der Nachbarschaftstreff war im November 2019 gestartet und musste fast die ganze Zeit mit den pandemiebedingten Einschränkungen zurecht kommen. Am Anfang hat man zusammen Masken genäht und kostenlos verteilt sowie ein Seelsorge-Telefon eingerichtet. Yogakurse und gemeinsames Kochen haben die Nachbarn zusammengebracht. Künftig möchte der Nachbarschaftstreff die mehrsprachige Sozialberatung weiter ausbauen, durch persönliche Ansprache die Einrichtung bekannter machen und die Räume auch für Veranstaltungen von Kooperationspartner aus dem Donaukiez bereit stellen. „Die Türen sind für jeden offen“, sagt Cemal Boyraz, Vorsitzender des Vereins Sivasli Canlar. „Wir wollen die Angebote mit den Menschen zusammen entwickeln und richten uns nach den Ideen der Teilnehmenden.“

Die Quartiersratsmitglieder haben der weiteren Fortführung des Projekts "Nachbarschaftstreff" für zwei Jahre mehrheitlich befürwortet.

Straßensozialarbeit mit Obdachlosen

Ein anhaltendes Problem ist die Obdachlosigkeit, besonders im Winter. Tabea Lenk vom Verein Gangway berichtete dem Quartiersrat von ihrer Arbeit in Neukölln. „Als Streetworker arbeiten wir direkt auf der Straße. Wir suchen Orte auf, an denen sich Obdachlose aufhalten, und suchen das Gespräch.“ Nur wenn von den Wohnungslosen Hilfe gewünscht wird, werden die Streetworker tätig. Sie helfen den Leuten zum Beispiel, an einen Ausweis zu kommen oder Hilfsleistungen zu beantragen. „Dabei kommt es darauf an, ein Vertrauensverhältnis zu den Obdachlosen aufzubauen“, sagt Tabea Lenk. „Das ist schwer, wenn die Leute von ihren Orten vertrieben werden. Sie sind sehr selten dauerhaft an einem Ort.“ Gangway hat häufige Fragen zum Umgang mit Wohnungslosen zusammengefasst und beantwortet.

Nachtcafé in der Martin-Luther-Gemeinde

Karl-Heinz Lange, Diakon der Martin-Luther-Genezareth-Gemeinde stellte das Nachtcafé vor. Verschiedene Kirchengemeinden bieten in den Wintermonaten jeweils einmal in der Woche eine Übernachtungsmöglichkeit für obdachlose Menschen an. Bei der Martin-Luther-Kirche in der Fuldastraße 50 können freitags zehn Obdachlose auf Isomatten im Tischtennisraum schlafen. Sie bekommen ein warmes Abendessen, können sich mit gespendeter Kleidung versorgen und werden am Samstagmorgen mit einem Frühstück verabschiedet. Zwei junge Gemeindemitglieder betreuen die Gäste.

„Wir haben sechs bis neun Stammgäste“, sagt Karl-Heinz Lange. „Sie schätzen sehr, dass wir eine kleine Unterkunft sind.“ Vor Corona hatte die Gemeinde bis zu 25 Personen aufgenommen. So dicht möchte Lange den Raum aber auch nach dem Ende der Pandemie nicht mehr belegen. Wer helfen möchte, kann jeden Tag Kleiderspenden im Gemeindebüro vorbeibringen.

Webredaktion