Schule als gewaltfreier Ort
Am 28. November kam der Quartiersrat des Donaukiezes in der Aula des Ernst-Abbe-Gymnasiums zusammen. „Dies ist ein Gebäude mit wechselhafter Tradition“, sagte Schulleiter Lutz Großmann zur Begrüßung. Das ehemalige Kaiser-Friedrich-Realgymnasium wurde in der Zeit der Weimarer Republik unter der Leitung von Fritz Karsen zu einem Vorreiter der Schulreform: Die „Karl-Marx-Schule“ war speziell auf die Bildung der Neuköllner Arbeiterkinder ausgerichtet.
Heute lernen in dem denkmalgeschützten Gebäude rund 680 Schülerinnen und Schüler. Fast 80 Prozent von ihnen sind arabischer Herkunft. Nachdem im Nahen Osten der Gaza-Konflikt eskaliert war, kam es im Oktober 2023 an der Schule zu einem Gewaltvorfall, der das Ernst-Abbe-Gymnasium in die öffentliche Aufmerksamkeit rückte. „Das ist ein herausfordernder Ort“, sagt Lutz Großmann mit Blick auf die Lage an der Sonnenallee, „aber auch ein schöner Ort. Wir sind keine Problemschule.“
Zuhören und andere Sichtweisen zulassen
Nicht nur der besagte Vorfall hat den Quartiersrat am Anfang dieses Jahres dazu bewogen, ein Projekt zur Gewaltprävention an Schulen auf den Weg zu bringen. Unter dem Namen „ReConnect – Schule als gewaltfreien Ort stärken“ ist es im Oktober am Ernst-Abbe-Gymnasium gestartet. Die Psychotherapeutin und Sozialpädagogin Kathrin Luber vom Projektträger MIND prevention stellte dem Quartiersrat die Arbeit vor. Oberstes Ziel ist es, die Werte der demokratischen Gesellschaft zu vermitteln. Vorgesehen sind am Ernst-Abbe-Gymnasium 40 Workshops im Jahr, eine konzentrierte Projektwoche und die Bildung einer Nahost-AG. Für die Lehrkräfte werden Fortbildungen angeboten.
MIND prevention setzt sich mit den Schülerinnen und Schülern in einem Stuhlkreis zusammen und regt sie zu Rollenspielen an. Dabei geht es zum Beispiel um patriarchale Strukturen oder Rollenbilder. „Die Themen sind je nach Situation und Klasse verschieden“, erklärt Kathrin Luber. Schulleiter Großmann ergänzt: „Es geht um die Bereitschaft, zuzuhören und andere Sichtweisen zuzulassen.“ Seiner Erfahrung nach schätzen es die Jugendlichen, nicht nur mit ihren Lehrkräften zu sprechen, sondern auch mit Fachleuten von außen.
Das Projekt ist nicht auf das Ernst-Abbe-Gymnasium beschränkt. Mit Beginn des nächsten Schuljahres startet ReConnect auch an der Rixdorfer Schule – dann mit einem auf Grundschulkinder zugeschnittenen Programm.
Zwei Projekte verabschiedet
Für zwei Projekte endet am Jahresende die Förderung über das Quartiersmanagement. „Donaukiez macht Medien“ hat gerade die (vorerst) letzte Ausgabe der Donauwelle veröffentlicht. Ob sich eine ehrenamtliche Redaktion findet, die die Kiezzeitung weiterführt, ist noch ungewiss. Unter dem Titel „Mach’s doch selber!“ gibt die neue Donauwelle jedenfalls eine ganz konkrete Anleitung zum Zeitungmachen.
Der Elterntreff an der Rixdorfer Schule – vor sieben Jahren in der ehemaligen Hausmeisterwohnung eingerichtet – wird künftig von den Stadtteilmüttern getragen. „Das ist ein wahrer Schatz. Wir sind sehr glücklich, dass es weitergeht“, sagt Quartiersmanagerin Nesrin Demir.
Abschlussplan einstimmig bestätigt
Der Quartiersrat hatte noch über den Abschlussplan für das Quartiersmanagement abzustimmen. Der Plan legt fest, wie der Donaukiez in den nächsten drei Jahren für die Zeit ohne Quartiersmanagement ertüchtigt werden soll. In der September-Sitzung wurde er den Quartiersratsmitgliedern schon ausführlich vorgestellt. Jetzt haben sie den Abschlussplan einstimmig angenommen. „Damit haben wir nun einen roten Faden für die Übergangsphase“, bedankte sich Quartiersmanagerin Vanessa Machowetz.
Webredaktion