Nachbarschaftlich, fröhlich und mit Abstand – das Asure-Fest in der Donaustraße

Am Sonntag, den 6.September feierte der Verein Sivasli Canlar in der Donaustraße wieder sein Asure-Fest. Trotz Corona-Regeln war es eine fröhliche Zusammenkunft

Fotos: Birgit Leiß

Kurz nach 16 Uhr sitzt Naciye Sahin geschafft, aber zufrieden vor den Vereinsräumen in der Donaustraße 102. „Ich bin fix und fertig, aber es hat sich gelohnt“, meint sie. Von acht Uhr morgens an hatte sie zusammen mit fünf anderen Frauen vom Verein in der Küche gestanden und die traditionelle Asure-Suppe gekocht. Die zwei riesigen Töpfe waren um 16 Uhr ratzeputz weg. „Einige haben sich was für zu Hause mitgenommen und wir haben auch noch was zu Obdachlosen ans Kottbusser Tor gebracht“, berichtet Naciye Sahin.  An Passant*innen wurde die süße Suppe ebenfalls verteilt. Die meisten hatten noch nie etwas vom Asure-Fest gehört, freuten sich aber über die Gabe.  

Beim Asure-Fest geht es ums Teilen

In Berlin leben rund 70 000 Alevit*innen. Das Asure oder auch Aschure- Fest ist neben dem Opferfest ihr wichtigster religiöser Feiertag. Er liegt im Trauermonat Muharram, in dem die Gläubigen den bei der Schlacht um Kerbela im Jahre 680 getöteten Märtyrer gedenken. Dem Asure-Tag geht eine zwölftägige Fastenzeit voraus. Die Suppe ist daher besonders gehaltvoll. 12 Zutaten müssen rein, diese Zahl erinnert an die heiligen zwölf Imame. Mit Mitteln aus dem Aktionsfonds hatte der Verein unter anderem Granatäpfel, Kichererbsen, Nüsse, getrocknete Aprikosen, Sultaninen und Weizen gekauft. Teilen hat bei diesem Fest Tradition. Die süße Suppe wird nicht nur an Verwandte verteilt, sondern auch an die Nachbarschaft und an Bedürftige.

Feiern im kleineren Rahmen wegen Corona

Leider konnte das Fest nicht wie in den Vorjahren vor dem Rathaus Neukölln gefeiert werden. In Zeiten der Pandemie gilt es, Menschenansammlungen zu vermeiden. Auch die Vereinsräume in der Donaustraße 102, die derzeit mit Unterstützung des Quartiersmanagements Donaustrasse Nord zu einem Nachbarschaftstreff weiterentwickelt werden, blieben verschlossen. Ein Tisch im Eingangsbereich versperrte den Zugang, von dort wurde die Suppe verteilt. Lediglich unmittelbar Beteiligte durften rein – mit Maske. „Wir hätten gerne eine lange Tafel auf den Gehweg gestellt“, erklärt Naciye Sahin. Aber das war wegen der Abstandsregelungen nicht möglich. Zum Glück spielte das Wetter mit und so standen viele Menschen plaudernd vor dem Laden und löffelten ihre Suppe. Nur einer fehlte: Gründer und Vereinsvorsitzender Cemal Boyraz konnte krankheitsbedingt diesmal nicht mit dabei sein.