…damit Neukölln bunt und vielfältig bleibt

Mit der Plakataktion „Sonnenallee Solidarisch“ ruft das Bündnis Neukölln alle Nachbar*innen dazu auf, gegen die zunehmenden Angriffe von Rechts Stellung zu beziehen

Quelle: Bündnis Neukölln

Quelle: Bündnis Neukölln

Quelle: Bündnis Neukölln

Man sieht sie seit einigen Wochen an vielen Hauswänden und Geschäften: Plakate mit ganz konkreten Handlungsempfehlungen, was man gegen die Nazi-Angriffe im Kiez tun kann. Bei den betroffenen Geschäften einkaufen beispielsweise. Oder die Gewerbetreibenden ansprechen und ihnen seine Unterstützung aussprechen. Ein anderer wichtiger Tipp: alle Vorfälle, von Hakenkreuz-Schmierereien bis hin zu Bedrohungen oder tätlichen Angriffen, beim Register Neukölln melden. Außerdem wurden Flyer auf der Straße verteilt. Auch das Team des Quartiersmanagements Donaustraße-Nord hat sich daran beteiligt. Christin vom Bündnis Neukölln berichtet von einer positiven Resonanz: „Zu wissen, dass Leute solidarisch sind und sich für sie engagieren, hat den Gewerbetreibenden sehr gut getan.“

Die Sonnenallee wird zunehmend zur Kulisse für rassistische Hetze

Das Bündnis Neukölln ist ein breiter Zusammenschluss von Initiativen, Kirchengemeinden, Parteien, Gewerkschaften und anderen gesellschaftlichen Kräften, die den rechten Terror in Neukölln nicht länger hinnehmen wollen. „Es ging auch darum, voneinander zu erfahren und sich untereinander zu vernetzen“, erklärt Christin. Gegründet wurde das Bündnis vor über 10 Jahren, als Reaktion auf die Anschlagsserie, die zunächst im Süden des Bezirks anfing. In Britz und Rudow brannten Autos, Scheiben von Geschäften wurden eingeschlagen, Morddrohungen an Wände gesprüht und Menschen eingeschüchtert. Seit drei, vier Jahren ist auch der Norden Neuköllns Hotspot. Vor allem in der Sonnenallee und Umgebung wurden wiederholt migrantische Läden und Einrichtungen zur Zielscheibe.

Flagge zeigen gegen Rassismus und Hetze

Um auf den rechten Terror aufmerksam zu machen, organisiert das Bündnis Demonstrationen, Protestaktionen und Veranstaltungen, unter anderem das Festival „Offenes Neukölln“ das seit vier Jahren alljährlich im Sommer stattfindet. In diesem Jahr wurden über 50 Veranstaltungen auf die Beine gestellt, vom Theater aus Chile über einen Vortrag über rechte Hetze im Netz bis hin zum gemeinsamen Putzen von Stolpersteinen. Das Anliegen: gegen Rassismus und rechte Strukturen Flagge zeigen – für ein buntes, vielfältiges und offenes Neukölln

Kritik an der polizeilichen Ermittlungsarbeit 

Dass die beunruhigende Anschlagserie mit über 70 Brandanschlägen, Schmierereien und Übergriffe bisher nicht aufgeklärt ist, stößt beim Bündnis auf Unverständnis und Empörung.  „Es gibt Tatverdächtige und bestimmte Namen tauchen immer wieder auf, trotzdem werden Ermittlungen eingestellt oder ziehen sich in die Länge", berichtet Christin. Zwar wurde eine Sonderkommission der Polizei eingerichtet, doch bisher gibt es null Ermittlungserfolge.  Gefordert wird ein Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Straftaten. Vor einem Jahr, im November 2019, wurden dem Berliner Senat eine entsprechende Petition mit 25 000 Unterschriften übergeben. Doch passiert ist seitdem noch nichts.

Mitstreiter*innen gesucht

Das Bündnis freut sich über Verstärkung. Die verschiedenen Arbeitsgruppen, zum Beispiel die AG Wohnungssuche für Geflüchtete oder die AG „Aufstehen gegen Rassismus“ treffen sich derzeit Corona-bedingt online. Man kann sich auch in den „Gegen Rechts“ E-Mail-Verteiler eintragen lassen und wird dann über Veranstaltungen rund um rechte Aktivitäten in Neukölln informiert.

Webredaktion