Kinderlieder, Afro-Rhythmen und Fastenbrechen – Neukölln feierte den 1. Mai

Der Bezirk Neukölln hat zum ersten Mal ein 1. Mai-Fest organisiert, und das gleich im Viererpack. In der Sonnenallee wurde am Ende geweint

Fotos: Birgit Leiß

Neben einem Fest im Kinder- und Jugendzentrum Lessinghöhe fand rund ums Rathaus Neukölln ein großes Familienfest statt. Geboten wurde alles, was Kinderherzen höher schlagen lässt, von Gratis-Popcorn über Riesenseifenblasen bis hin zu Stockschlagen und Henna-Schminken. Zahlreiche Abteilungen der Jugend- und Familienhilfe des Bezirksamtes präsentierten sich mit einem Stand, ebenso freie Träger wie Gangway oder Outreach. Alle hatten sich Spiele und Mitmachaktionen ausgedacht. Das Fest war sehr gut besucht und auch das Bühnenprogramm mit Marionettentheater und Kinderliedern kam bei den Familien gut an.

Die Straße zum Tanzen gebracht

Nur ein paar Hundert Meter weiter, am Hermannplatz gab es zwei Bühnen mit Live-Musik sowie einen Flohmarkt. Die Stimmung war gut und viele Menschen tanzten zu Afro-Fusion und Indie-Rock-Bands. Die Erlöse des Trödelmarkts wurden an Flüchtlingshilfeorganisationen gespendet.

Miteinander Brot brechen

Gegen Abend wurden dann auf der Sonnenallee zwischen Pannier- und Reuterstraße Bänke und Tische aufgebaut. Hier wurde – ein Novum in Berlin - ein öffentliches Fastenbrechen veranstaltet. Denn der 1. Mai war gleichzeitig der letzte Tag des Ramadan. Viele Menschen mit muslimischem Hintergrund waren erfreut und gerührt, dass der Bezirksbürgermeister zum Iftar eingeladen hatte. „Ich bin stolz und froh, dass so viele Menschen gekommen sind“, erklärte Martin Hikel (SPD) mit Blick auf die Menschenmassen in der Sonnenallee. Im Vorfeld musste er Kritik einstecken. Es hieß, er habe mit dem Fest die 1. Mai-Demonstrationen ausbremsen wollen. „Der 1.Mai steht in der Tradition der Solidarität, wir wollten ein Zeichen setzen für Gemeinschaft und Vielfalt“, beteuerte Neuköllns Bürgermeister. Das Miteinander sei schließlich die Stärke Neuköllns. Miteinander das Brot zu brechen ist in vielen Religionen wichtig. „Neukölln setzt mit diesem öffentlichen Fastenbrechen ein Zeichen, dem andere Bezirke folgen sollten“, meinte Nader Khalil, Leiter vom Deutsch-Arabischen Zentrum. Das DAZ hatte das Fastenbrechen in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt organisiert. „Es ist ein wichtiges Signal dafür, dass die Muslime sich willkommen und angenommen fühlen“, betonte Khalil.

Autofahrer am Rande des Nervenzusammenbruchs

Als dann die Sonne unterging und der Imam ein kurzes Gebet sprach, waren viele Gläubige so ergriffen, dass ihnen die Tränen übers Gesicht liefen. Mit ein paar Datteln wurde das Fasten dann gebrochen. Anschließend servierten die freiwilligen Helfer an den Tischen Hähnchen mit Pommes und Hummus.

Das Konzept des Bezirks, unterschiedliche Bevölkerungsgruppen an unterschiedlichen Orten anzusprechen, ging voll auf. Nur die Autofahrenden dürften diesen 1. Mai verflucht haben. Karl-Marx-Straße, Sonnenallee, Kottbusser Damm – alle großen Straßen waren an diesem Sonntag gesperrt. Die Folge: Dauerstau auf ganzer Höhe der Donaustraße

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