Frühstück mit Frauenpower
Der Internationale Frauentag am 8. März ist in Berlin bekanntlich ein Feiertag und so fand das Frauenfrühstück im Quartiersbüro am Tag davor statt. „Wir können uns ruhig mal dafür feiern, was wir alles schaffen!“, meinte Ngoc Dinh-Le vom Quartiersmanagement-Team, das gemeinsam mit dem Elterntreff der Rixdorfer Schule eingeladen hatte. Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist der der Heilkräutergarten „Hevrîn Xelef” vom Verein Flamingo e.V.. Nachdem sich alle mit Tee aus dem Samowar, Brötchen und Käse sowie selbstgemachten Falafel gestärkt hatten, erfuhren sie mehr über das Projekt. Auf dem ehemaligen Jacobi Friedhof in der Hermannstraße 99 haben Frauen einen einzigartigen Ort geschaffen. „Es ist ein Ort, wo geflüchtete Frauen ein Stück Heimat spüren und ihr Wissen über Heilkunde weitergeben können“, erklärten Anuscheh Amir-Khalili und Sarah Zilan Kößler vom Projekt. Gemeinsam werden Heilkräuter wie Salbei oder Rosmarin angebaut und zu Tees, Seifen und Salben verarbeitet.
Die Apotheke aus der Natur nutzen
Aber es geht nicht nur ums Gärtnern, sondern um Selbststärkung, Austausch und Wissenstransfer. „Die Frauen haben sehr viel durchgemacht, bringen aber auch ein enormes Wissen über Heilkräuter mit“, sagte die Jugendpsychotherapeutin Sarah Zilan Kößler. So geben syrische Frauen Workshops zur Seifenherstellung. Im Garten wird gefeiert, gelacht und manchmal auch getrauert, etwa wenn unter dem Baum, der zum Gedenken an die von der „Sittenpolizei“ getötete kurdische Iranerin Jina Mahsa Amini gepflanzt wurde, Musik gemacht wird. Der Heilkräutergarten ist nach einer ermordeten kurdischen Politikerin benannt, die sich sehr für Frauenrechte einsetzte.
Mitgärtnern erwünscht
Derzeit gibt es noch freie Beete. Wer mitmachen will, egal welcher Herkunft, ist herzlich willkommen. Die U-Bahn-Station Leinestraße ist vom Donaukiez aus in wenigen Minuten zu erreichen. Anuscheh Amir-Khalili und Sarah Zilan Kößler luden alle Frauen ein, sich den Garten mal anzuschauen. Im April beginnen auch wieder Workshops zur Seifen- und Teeherstellung.
Wechseljahre? Gar nicht peinlich!
Dass gerade Frauen mit Migrationserfahrung oft unter psychosomatischen Erkrankungen wie Migräne oder Schlafstörungen leidet, kennt auch Dr. Atwa aus ihrer Praxis. „Es müssen nicht immer Tabletten sein, Heilkräuter können bei vielen Beschwerden helfen“, bestätigte die Frauenärztin, die für das Stadtteilgesundheitszentrum vom Gesundheitskollektiv Berlin (GeKO e.V.) arbeitet. Es befindet sich im Rollbergkiez. Gesundheit wird hier sehr umfassend verstanden. „Psychische Gesundheit ist das Wichtigste“, sagte Dr. Atwa. Viele Krankheiten entstehen durch Stress, dazu gehören Rassismus und Gewalterfahrungen. Die Gynäkologin warf auch gleich ein Thema in die Runde, für das sich die Medizin viel zu wenig interessiert: die Wechseljahre. „Ein schambesetztes Thema, aber warum eigentlich?“ meinte Dr. Anwar. Doch die Frauen waren an diesem Vormittag unter sich und so entwickelte sich schnell ein reger Austausch zu Fragen wie Hormonbehandlung, letzte Periode und ähnliches.
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