Brückenschlag über die Karl-Marx-Straße

Die Quartiersräte des Donau- und des Flughafenkiezes haben gemeinsam über die Zukunft beraten – und über den Dächern Neuköllns gefeiert.

Foto: Jens Sethmann

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Andreas Beckmann, Foto: Jens Sethmann

Orsolya Zilahy, Foto: Jens Sethmann

Frieda Grimm, Foto: Jens Sethmann

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Am 3. Juli haben sich die Engagierten aus den Quartieren beiderseits der Karl-Marx-Straße im Klunkerkranich getroffen. In der Dachgarten-Gastronomie auf dem obersten Parkdeck der Neukölln-Arcaden kamen die Mitglieder der Quartiersräte und der Aktionsfondsjurys der QM-Gebiete Donaustr. - Nord und Flughafenstraße zusammen, um gemeinsam den Sommer zu feiern und um darüber zu diskutieren, wie es mit den Quartieren nach 2027 weitergehen kann.

In beiden Kiezen wird das Quartiersmanagement Ende 2027 beendet. Seitdem dieses Enddatum feststeht, sprechen die Quartiersräte über die Frage, wie die Erfolge und die Netzwerke, die im Donaukiez seit 2009 und im Flughafenkiez seit 2005 mit Hilfe des Quartiersmanagements geschaffen wurden, künftig erhalten oder weiterentwickelt werden könnten. Die Stadtkümmerei, die mit beiden Quartiersmanagements beauftragt ist, hat deshalb nicht nur einen gebietsübergreifenden Austausch organisiert, sondern auch Leute eingeladen, die ihre Erfahrungen aus anderen Stadtteilen schilderten.

Vorbildliches aus Schöneberg

Von einer gut gelungenen Weiterarbeit berichtete Andreas Beckmann vom Quartiersrat aus dem Schöneberger Norden. Nachdem dort das Quartiersmanagement 2019 beendet wurde, haben mehrere Aktive als Quartiersrat weitergemacht. „Wir haben uns nicht als Verein gegründet, wir machen das informell“, sagte Andreas Beckmann. „Die Vertreter der Institutionen sind nicht mehr dabei, dafür sind neue Leute dazugekommen.“ Die Gruppe trifft sich einmal im Monat öffentlich und organisiert zweimal im Jahr eine Bürgerversammlung, „in der man alles Mögliche besprechen kann“, so Beckmann. Mit dem Nachbarschaftszentrum Steinmetzstraße hat der Quartiersrat eine räumliche Basis. „Dass man einen Ort hat, der den Leuten bekannt ist, ist sehr wichtig“, betonte Andreas Beckmann. Der Quartiersrat betreibt auch einen eigenen Internetauftritt und verfügt über einen kleinen Spendenfonds, mit dem einzelne Projekte finanziert werden können.

Netzwerk und Nachbarschaftsfonds ab 2027

Im Körnerkiez hat das nicht so gut geklappt. „Den Quartiersrat gibt es nicht mehr“, bedauert Rosa Natterer, die im Nachbarschaftshaus am Körnerpark Stadtteilarbeit macht. „Es gab niemanden, der das in die Hand genommen hat.“ Ihr Rat: „Man sollte sich recht früh um Selbstständigkeit kümmern.“ Orsolya Zilahy, die für die Stadtteilkoordination in der Bezirksregion Neuköllner Mitte/Zentrum arbeitet, nimmt sich die Gropiusstadt zum Vorbild. Dort hat sich ein Netzwerk aus 51 Gruppen gebildet, das sich regelmäßig alle sechs Wochen trifft. „Ich möchte darauf hinarbeiten, dass sich auch hier bis 2027 so ein Netzwerk bildet“, so Zilahy.

Woher soll künftig Geld für Kiezinitiativen kommen? Frieda Grimm von der Genossenschaft Vollgut eG stellte ihre Idee vor: „Wir entwickeln gerade eine Nachbarschaftsfonds.“ Das ehemalige Vollgutlager der Kindl-Brauerei wird bis 2027 vor allem für gewerbliche Zwecke umgebaut. Ein Teil der Mieteinnahmen soll dann in einen Fördertopf für nachbarschaftliche Aktivitäten fließen. Ziel sind 50.000 Euro pro Jahr.

Mut fürs Weitermachen

„Danke für die Informationen, die Mut machen, dass es auch weitergehen kann“, sagte eine Quartiersrätin. Nach Eröffnung des leckeren, vegetarischen Büfetts setzte man sich in kleinen Gruppen – gemischt aus Donau- und Flughafenkiez – zusammen. In lockerer Atmosphäre lernte man sich kennen, tauschte sich über die Quartiersratsarbeit aus und entwickelte noch die eine oder andere Idee für die Kieze. Und nicht zuletzt konnte man zu lateinamerikanischer Musik den lauen Sommerabend und den Sonnenuntergang über den Dächern Neuköllns genießen.

Webredaktion