Erst nachfragen, dann urteilen
Zu Beginn der Sitzung am 27. März überbrachte Quartiersmanagerin Ngoc Dinh-Le die erfreuliche Nachricht, dass die Frauen-Notunterkunft „Evas Obdach“ in der Fuldastraße gerettet ist. Ihr Verbleib im Haus war akut gefährdet, doch der Senat gemeinsam mit anderen Beteiligten hat die betreffenden Wohnungen gekauft und somit „Evas Obdach“ dauerhaft gesichert.
Ausblick auf laufende und kommende Projekte
Anschließend gaben die Quartiersmanagerinnen ein Überblick über die Aktivitäten der fünf laufenden Projekte und einen Ausblick auf die zwei neuen Projekte, die in den nächsten Monaten starten sollen.
Im Juli beginnt voraussichtlich „Wir sind der Donaukiez – Information und Kommunikation“, das unter anderem der Kiezzeitung „Donauwelle“ einen Weg in die Zeit nach dem Ende des Quartiersmanagements ebnen soll. Ebenfalls mit Blick auf die QM-Beendigung soll im August ein Projekt starten, das Orte und Strukturen im Kiez stärkt. Ziel ist dabei zum Beispiel den Quartiersrat und die Aktionsfondsjury als Bewohnendenvertretung zu festigen.
Geflüchtetenunterkunft wirft Fragen auf
Die Pläne, in der Sonnenallee 47/49 eine Geflüchtetenunterkunft einzurichten, sorgten für Diskussionen. Im ehemaligen Pflegezentrum sollen bis zu 300 Personen untergebracht werden. „Es wird davon ausgegangen, dass im Sommer die ersten Menschen einziehen werden“, berichtete Ngoc Dinh-Le. Der genaue Zeitplan und die Planung des Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) ist jedoch bisher noch unklar. Das Bezirksamt hat zur neuen Unterkunft einen Runden Tisch angekündigt.
Wie reagieren auf diskriminierende Äußerungen?
Um die Sinne für diskriminierende Äußerungen zu schärfen und den Umgang damit ganz praktisch zu testen – dafür hat der Quartiersrat Ibrahim Gülnar und Haroun Chahed vom Mobilen Beratungsteam für Demokratieentwicklung (MBT) eingeladen. Das MBT will eine wertschätzende Diskussionskultur fördern und Menschen dabei helfen, sich demokratiegefährdenden Tendenzen entgegenzustellen. „Wir gehen nicht mit fertigen Lösungen ins Gespräch“, sagte Haroun Chahed.
In einem Experiment sollten die Quartiersratsmitglieder einschätzen, wie diskriminierend sie Aussagen empfinden wie „Wenn ich durch die Sonnenallee gehe, fühle ich mich fremd im eigenen Land“ oder „Ich finde keinen Kitaplatz, aber in meiner Nachbarschaft bauen sie eine Geflüchtetenunterkunft“. Die Teilnehmenden haben diese Äußerungen im unterschiedlichen Maße als diskriminierend aufgefasst. Im Gespräch miteinander kam heraus, dass es darauf ankommt, aus welcher Warte man solche Aussagen hört. „Es geht auch darum, wer was zu wem sagt“, erklärte Haroun Chahed. Oft ist es hilfreich nachzufragen, wie etwas gemeint ist. „Wir alle haben Vorurteile“, ergänzte Ibrahim Gülnar. „Man sollte versuchen herauszubekommen, was hinter diesen Ängsten steckt. Das lohnt sich, aber es ist auch sehr mühsam.“
Für alle, die sich für solche konfliktbeladenen Diskussionen wappnen wollen, hat das MBT als Orientierungshilfe unter dem Titel „Gesprächsanker“ eine Broschüre und ein Video veröffentlicht.
Webredaktion