Bunter Zauber der Natur

Am 11. September wurde es bunt im Kiezgarten in der Donaustraße. Das Kulturlabor Trial & Error experimentierte und malte dort zusammen mit der Nachbarschaft ausschließlich mit natürlich färbenden Blättern, Blüten, Früchten und Erden.

alle Fotos: Schuster

Da staunten alle rund um den Tisch – veränderte der große blaue Fleck auf dem Papier doch einfach seine Farbe und leuchtete nun teilweise rosarot! Dabei hatte Juliane Meißner vom Kulturlabor Trial & Error nur die Schnittfläche einer Zitrone ganz sachte auf die noch feuchte Farbe gedrückt. Und jetzt konnte man deutlich das Muster der Zitrone als rosaroten Abdruck sehen. „Wie geht das?“, fragte da sofort die Jüngste aus der Runde. Das Geheimnis liegt im natürlichen Farbstoff. Juliane hatte nämlich den Farbsaft aus dem Gemüse Blaukraut gewonnen. Sobald der tiefblaue Extrakt mit Säure in Verbindung kommt, reagiert er und wechselt seine Farbe zu Rot.

Neben diesem spektakulären Farbeffekt, mit dem man schön verwaschene Muster zaubern kann, lernten die Kunst- und Naturinteressierten an diesem Nachmittag, dass wir umgeben sind von einer Menge natürlich färbender Blätter, Blüten, Früchten und Erden. „Das hier sind Rosenblätter, die ich eben gepflückt habe“, erklärte Juliane und rieb mit einigen zusammengeknüllten roten Blütenblättern über einen Bogen Papier. Sofort zeigte sich eine rote Spur. Und mit grünen Blättern ergaben sich logischerweise grüne Flecken.

Zerrieben, zerstoßen, zerhackt

Ausgefeilter wurde es, als die Farbe aus den Pflanzen in flüssiger Form gewonnen wurden. Eine der Teilnehmerin hatte sich deshalb mit einer Reibe bewaffnet und zerkleinerte damit Karotten. Der Brei wurde mit Wasser versetzt und ausgepresst, und schon stand ein leuchtendes Orange bereit. Der Spinat kam dagegen gleich in den Mixer – kurzum, es wurde allerlei gerieben, zerstoßen, kleingehackt und mit Flüssigkeit versetzt, bis mehrere Töne zur Verfügung standen. Das Gewürz Kurkuma zum Beispiel sorgte für einen intensiven warmen Gelbton. „Freunde von mir haben sogar ihre Küchenwände mit Kurkuma gestrichen“, berichtete jemand aus der Runde. Das solle sogar antibakteriell wirken.

Mit Pinsel, Zahnbürste und sogar echten Vogelfedern konnte anschließend jede:r seine ureigenste bunte Kompositionen zu Papier bringen. Die Natur, in diesem Fall ein Vogel, stellt also auch gleich noch ein passendes Malwerkzeug her. Eine Frau war so eifrig ins Malen vertieft, dass sie etwas den Überblick über die vielen kleinen Farbgefäße auf dem Tisch verloren hatte. „Jetzt habe ich den Pinsel aus Versehen in meine Kaffeetasse getunkt“, amüsierte sie sich – aber im Grunde war das ja auch nur braune Naturfarbe.

Konzentrierte Neugierde

Die Stimmung unter den Teilnehmenden an diesem Frühherbsttag war neugierig und hochkonzentriert, damit keine der vielen Informationen verloren ging. Man begutachtete, was der oder die neben einem Sitzende so gestaltete, tauschte sich aus und genoss das Zusammensein, das im Rahmen des Projektes „Lebendiger Donaukiez“ stattfand. „Das sieht schön aus“, hauchte eine der kleinen Malerinnen versonnen, als sie die vielen bunten Werke zum Schluss betrachtete. Und traf damit den Spirit des kreativen Nachmittags.

Webredaktion