Ein langer Weg zum sauberen Donaukiez

Die Vermüllung ist eines der größten Ärgernisse im Donaukiez. Der Quartiersrat widmete seine Sitzung am 25. September ganz diesem Thema und diskutierte mit Vertretern des Bezirksamts und der BSR.

Foto: Jens Sethmann

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„Der Müll ist eins der drei wichtigsten Themen“, berichtet Quartiersmanagerin Nesrin Demir. „Wenn man die Leute befragt, kommen sie eigentlich immer darauf zu sprechen.“ Es gibt vom Quartiersmanagement (QM) zwar kein Projekt, das sich direkt mit diesem Problem beschäftigt. Ein bisschen was bewegt sich dennoch: So hat vor kurzem das Netzwerk „Null Müll Neukölln“ im Kiezgarten eine „Kiezputzbox“ aufgestellt, aus der man sich für Aufräumaktionen kostenlos Gerätschaften ausleihen kann. Im Kiezgarten ist außerdem ein zusätzlicher Papierkorb aufgestellt worden. Das QM ist auch im Kontakt mit der Neuköllner Zero-Waste-Beauftragten.

Müll zieht mehr Müll an

Beispiele für die Problematik finden sich direkt vor der Tür. Ein Anwohner berichtet von einem überquellenden Papiermüll-Container, der seit eineinhalb Monaten herrenlos in der Donaustraße steht, obwohl er ihn bereits mehrmals dem Ordnungsamt gemeldet hat. Andere beklagen Schrottfahrräder, die Fahrradständer blockieren, oder Silvestermüll, der bis in den Februar auf den Straßen lag. Das illegale Abstellen von Sperrmüll am Straßenrand ist alltäglich. Dazu kommen vor allem in den Grünanlagen noch Spritzen von Drogenkonsumierenden.

Jonathan Klein hat deshalb die Initiative „Donaukiez gegen Vermüllung" gegründet. „Meine Tochter kann hier auf den Straßen nicht allein rumlaufen“, sagt er. „Ich kann sie auf dem Spielplatz nicht aus den Augen lassen.“ Er hat ein Muster erkannt: „Wo es vermüllt ist, kommt mehr Müll dazu.“ Deshalb will die noch junge Initiative Clean-up-Aktionen durchführen, mit Imbissbetreibern sprechen und sich kiezübergreifend mit anderen Initiativen vernetzen, aber auch die BSR in die Pflicht nehmen: „Die Straßenreinigung muss die Leistung erbringen, für die sie bezahlt wird“, fordert Klein. Dazu müssten die Straßen im Donaukiez in die höchste Reinigungsklasse hochgestuft werden.

150 zusätzliche Papierkörbe

„Ich muss sehen, dass ich mit dem Personal, das ich zur Verfügung habe, die Leistung erbringen kann“, schildert BSR-Regionalzentrumsleiter Andreas Dreuse sein Problem. Er hat keinen Einfluss auf die festgelegten Reinigungsklassen. Die jetzige Einstufung hat zur Folge, dass am Wochenende viel Partymüll liegenbleibt. „Wir werden demnächst in Nord-Neukölln 150 Papierkörbe neu aufstellen“, kündigt Dreuse an. Sein Kollege Alexander Patz vom BSR-Stützpunkt in der Rollbergstraße ergänzt: „Zusätzlich versuchen wir die Papierkörbe auch am Wochenende zu leeren.“

Sperrmüll und Zigarettenkippen

Gegen die Sperrmüllablagerungen verfolgt die BSR einen neuen Ansatz: „Wir fahren schon tourenmäßig durch die Straßen von Neukölln, unabhängig davon, was über die App reinkommt“, sagt Andreas Dreuse. Neuköllns Bezirksstadtrat für Ordnung, Gerrit Kringel, ruft dennoch dazu auf, abgestellten Sperrmüll über die Ordnungsamts-App zu melden – allein schon, um die Fälle zu dokumentieren.

Wer Zigarettenkippen wegwirft, muss bald nicht nur mit deutlich höheren Bußgeldern rechnen. Gerrit Kringel will auch mehr Ordnungsamtspersonal in zivil auf die Straßen schicken. „Wir müssen sie auf frischer Tat ertappen“, so Kringel. Raucherinnen und Rauchern ist oft nicht bewusst, dass Zigarettenkippen mit ihren Giftstoffen den Boden und das Grundwasser stark verschmutzen. Das Ordnungsamt unterstützt bei ihnen den Lerneffekt: „Sie bekommen von uns eine Strafe, aber gleichzeitig auch einen Taschenaschenbecher“, sagt Stadtrat Kringel.

Stadtsauberkeit geht uns alle an

Die Vermüllung ist ein gesellschaftliches Problem, das sich nicht von heute auf morgen lösen lässt – das ist allen klar. „Es muss sich die Kultur im Kiez ändern“, meint ein Anwohner. Gerrit Kringel versucht, mit Aufklärungsarbeit an Jugendeinrichtungen und Schulen auch die Eltern zu erreichen. 

Der Austausch in der Quartiersratssitzung hat allen gezeigt, wie man aus unterschiedlicher Warte an das Problem herangeht und dass man dasselbe Ziel verfolgt. „Stadtsauberkeit geht uns alle an“, sagt Andreas Dreuse von der BSR. „Wir alle leben gern in einer sauberen Stadt.“

Webredaktion

 

Die Initiative „Donaukiez gegen Vermüllung“ trifft sich am Mittwoch, 8. Oktober um 17:30 Uhr im Quartiersbüro, Donaustraße 7.